Avocado Tycoon ist ein satirisches Browsergame, welches auf die Kehrseite des kürzlich entstandenen Avocado Foodtrends aufmerksam machen will. Zielgruppe ist die „Generation Instagram“, also 13-29 Jährige, bei welchen dieser Trend viele Anhänger findet. Doch seit Kurzem tauchen neben neuen Avocado-Rezepten, popkulturellen Gimmicks wie Socken und Shirts sowie Artikeln über die angebliche Heilkraft der Avocado auch immer mehr negative Schlagzeilen auf. So auch im Spätsommer 2016 als die ZEIT und die TAZ erstmals über die Wasserknappheit in den Anbaugebieten, die Bereicherung des Drogen-Kartells am Anbau sowie über die Rodung der mexikanischen Pinienwälder berichteten.
Das Spiel möchte den Spielern die Kehrseite und vor allem auch die damit verbundene Absurdität dieser Industrie vor Augen führen. Es ist ein Hybrid aus Business-Simulation und Idle-Game, bei dem alle im Spiel auftauchenden Elemente der Realität entnommen sind. Ziel ist es, ein Avocado-Imperium aufzubauen und der reichste Avocado-Händler der Welt zu werden. Dabei lässt sich die kleine grüne Frucht mit allen nur erdenklichen Mitteln anbauen und vermarkten. Es gibt vier Spielwelten, die jeweils auf ihre eigene Weise eine Produktivitätssteigerung ermöglichen: Die Farm dient dem Avocado-Anbau, in der Logistik werden Transport und Lagerung effizienter gestaltet, in der Marketing-Abteilung lassen sich neue Avocado-Mythen generieren sowie neue Marketing-Partner gewinnen und im Labor werden schließlich Pestizide, Düngemittel sowie genmanipulierte Avocados untersucht.
Das Game kombiniert die suchterzeugende Leichtgängigkeit eines Idle-Games mit dem Managen von verschiedenen wirtschaftlichen Prozessen eines Business Simulation Games. Dabei ist die für Tycoon-Games typische Möglichkeit des Misswirtschaftens durch die permanent steigende Wachstumsrate eines Idle-Games ersetzt worden um so den Kern der kapitalistischen Wirtschaftsweise auch im Funktionsdesign des Spiels wider zu spiegeln. Das Spiel ist in keiner Weise tadelnd oder belehrend sondern wirkt über die absurde Verherrlichung und den schwarzen Humor, der damit einher geht. Der Spieler reflektiert sein reales Verhalten indirekt, indem er in der süßen Low-Poly-Spielwelt die Maschinerie steuert, von der man in der realen Welt selbst beeinflusst wird. Der Spieler bekommt die Story über die Newslines vermittelt, diese geben ihm direktes Feedback zu seinen Handlungen: Startet man eine Marketing-Kampagne, steht dort ein sinnloser neuer Avocado-Mythos. Setzt man zu viele Pestizide auf der Farm ein, liest man dort Schlagzeilen über das Bienensterben. Dabei sind nicht nur alle Spielemente der Realität entnommen, auch die Newslines sind an echte Schlagzeilen angelehnt.