Die Webanwendung „214 Farben“ ist aus der Auseinandersetzung mit Gerhard Richters Werk „1024 Farben“ (1974) entstanden. Dieses Gemälde stammt aus der „Color Chart“ Reihe, in welcher Richter ausschließlich den Zufall als bildkonstituierendes Mittel einsetzte. Alle Farbtöne erzeugte er durch die systematische Mischung von Rot, Gelb, Blau und Grün. Anschließend gab er jedem so entstandenen Farbton eine Nummer und loste die Positionen der Farben aus. Daraufhin füllte er die Leinwand mit den ausgelosten Farbtönen, welche er in einer antikompositionellen Rasterstruktur anordnete.
Einer Anekdote nach zufolge soll ein befreundeter Künstler bei einem Bild aus Richters „Color Chart“ die Losung der Farben übernommen haben. Als Richter dies einem Bekannten erzählte, behauptete dieser, dass er sofort bemerkt habe, dass die Farben in diesem Bild nicht von Richter selbst ausgelost worden seien. Angelehnt an diese Anekdote, sucht die Webanwendung „214 Farben“ nach einer erkennbaren Handschrift im Losverfahren. Der Zufall soll dabei nicht wie bei Richter durch eine klassische Auslosung erfolgen, sondern durch Text ersetzt werden. Jedem Schriftzeichen wird eine Farbe zugeordnet. Der eingegebene Text entscheidet wie häufig und in welcher Reihenfolge welche Farbe auftritt. Hierbei soll untersucht werden ob verschiedene „Handschriften“ durch Sprache, Art und Tonalität des Textes ersichtlich werden.
Die 214 Zeichen ergeben sich aus den in Deutschland gebräuchlichen Buchstaben, Ziffern, Satz-, Sonder- sowie diakritischen Zeichen. Ebenfalls sind diakritische Zeichen fast aller europäischen Sprachen enthalten. Um Richters Prinzip einer systematischen Farbmischung nahe zu kommen, sollen 214 Farbtöne aus RGB-Werten erzeugt werden. Hierzu dient der Renderalgorithmus der Netscape Farbpalette der 216 websicheren Farben. Da Richter in seinen Werken weder Schwarz noch Weiß verwendet, wird auf diese Farben ebenfalls verzichtet. So ergeben sich 214 Farbtöne die zur Generierung eines Bildes genutzt werden können.